Der erste Ruhetag der Tour und der Tag danach

Velothon Berlin 2009







Bilder zum Velothon

Am 21. Juni 2009 hatte ich die Möglichkeit beim Velothon in Berlin zu starten. Meine Firma Canyon Bicycles hatte noch ein paar VIP Karten zu vergeben und so kam ich an den Startplatz im VIP Block. Kurz nach dem Frühstück machte ich mich mit meinem Rad auf zum Start. In den Startblöcken A, B, C und so weiter herrschte schon mächtiges Gedränge. Ich fuhr mich ein wenig warm und musste dann später feststellen, dass es wohl viel zu wenig war. Beim Warmfahren allerdings merkte ich, dass die Welt verdammt klein ist, da ich vorm Brandenburger Tor meinen Radfahrkollegen Micha K. aus Erfurt traf. Wir plauderten ein wenig miteinander und wünschten uns gegenseitig viel Spaß. Kurz vor Beginn des Events fand ich mich dann am Canyon Teambus auf dem Pariser Platz ein, mit Blick auf das Hotel Adlon und das Brandenburger Tor. Neben meinen Kollegen Daniel, Peter und Joachim waren auch Erik „Ete“ Zabel und der Gewinner der Roadbike Ausschreibung vor Ort. Schnell bildete sich eine Traube von Fotografen, Journalisten und natürlich auch Fans um Ete. Kurze Zeit später fanden wir uns dann im VIP Block ein und gegen 9:30 Uhr ertönte der Startschuß zur 120 Kilometer Runde. Als erstes ging es durch das Brandenburger Tor und dann ging es auch schon richtig los. Radrennen von Beginn an. Ete und Bernd machten in der Führungsgruppe mächtig Tempo. Von den 28 Startern im VIP Block vielen gleich einige zurück. Ich versuchte das hohe Tempo mit zu gehen, musste aber schnell eingestehen, dass ich das nicht über lange Zeit durchhalten werde. Aber die ersten Kilometer durch die Hauptstadt in kleinem Feld mit hohem Tempo waren schon ein Erlebnis. Etwa bei Kilometer 10 ließ ich Ete und den Rest dann ziehen und nahm ein wenig an Tempo raus, sonst hätte ich wohl das Ziel nie lebend erreicht. Von nun an war ich eine Zeit lang allein unterwegs, da sich die zwei Kollegen die mit zurückfielen nicht an der Führungsarbeit beteiligten und ich auch keinen Bock hatte nur von vorne zu fahren. Im Grunewald angekommen überrollte mich dann der Block A von hinten und ich habe es mir dort im großen Feld gemütlich gemacht. Bis ich die ersten Schreie, platzende Schläuche und berstende Laufräder hörte und anschließend die Verletzten mit blutenden Wunden am Boden liegen sah. Von da an fuhr ich eher defensiv und hielt mich meist am äußersten Rand des Feldes auf, um bei eventuell auftretenden kritischen Situationen doch noch irgendwo Platz hatte auszuweichen. Im Wald tauchte dann vor mir ein Radler auf der in seinen Sitzstreben eine Kamera verbaut hatte. Tatsächlich fand ich einige Tage später auf YouTube genau dieses Video von der Stelle an der ich die Kamera entdeckte. An den kleinen Hügeln im Grunewald merkte man schnell, dass das Gros im Feld meist nur ebene Strecken befährt und so konnte ich einige Plätze wieder gut machen. Weiter ging es dann im Süden von Berlin in Richtung Brandenburg. Einige Zeit konnte ich noch die Hinterräder von Block A halten, aber nicht wirklich lange. Als ich komplett bis zum Ende der großen Gruppe durchgereicht wurde, sammelte sich wieder eine kleine Gruppe um mich und wir fuhren gemeinsam durch die brandenburgische Provinz. Inzwischen hatten wir 60 km hinter uns, meine 3 Energie-Gels waren aufgebraucht, meine 2 Trinkflaschen waren leer und plötzlich bekam ich Krämpfe. Also ließ ich mich wieder ein wenig zurückfallen und hielt auch mal kurz zwischendurch an um mich ein wenig zu lockern. In einem kurzen Waldstück fuhr mich dann der Block B auf, an dessen Spitze das Skoda-Jedermann-Team Tempo machte. Und wen traf ich da an vorderster Front – Matze aus Erfurt. Wir begrüßten uns kurz, aber das Tempo war leider zu hoch, um mich mit einzufädeln. Mein nächstes Ziel war also der Verpflegungspunkt bei Kilometer 78. Leider befand ich mich zu dem Zeitpunkt mitten im Block B und sah nur das Hinweisschild „Verpflegung hier“ und war auch schon vorbei gerollt. Umdrehen hielt ich für wenig sinnvoll und so biss ich die Zähne zusammen und fuhr ohne weitere Verpflegung weiter. Inzwischen war ich schon wieder alleine, dafür aber beflügelt von den Anfeuerungsrufen der vielen Zuschauer in den kleinen Ortsdurchfahrten. Für kurze Zeit waren die Krämpfe vergessen und ich hatte großen Spaß, auch wenn ich meist alleine im Wind fuhr. Kurz darauf fuhren wir schon wieder über die Stadtgrenze nach Berlin ein und ich war froh, dass es nicht mehr allzu weit bis ins Ziel war. Von Kilometer 80 bis 90 fuhr ich wieder vorne im Wind für eine etwa 6 köpfige Gruppe. Als ich nicht mehr konnte gab ich nach hinten Zeichen, aber niemand fuhr vorbei. Ich fuhr also ein wenig nach rechts und verlangsamte das Tempo und wieder fuhr niemand vorbei, sondern meine Hintermänner machten auch langsamer. Dann schrie ich sie an, dass ich nicht mehr kann und nicht weiter allein im Wind fahren werden. Sie antworteten nur, dass sie auch nicht mehr könnten. Nach 10 Kilometern war mir das Spielchen zu blöd und ich steuerte eine Tankstelle im Stadtgebiet von Berlin an, um ein bisschen braune Brause, auch Cola genannt, zu trinken und eine meiner Trinkflaschen wieder mit Wasser aufzufüllen. Jetzt bekam ich kurz noch mal richtig dolle Krämpfe und zwar in beiden Beinen gleichzeitig. Die neue Flüssigkeit half dann aber recht schnell. Weiter ging es also auf die letzten 25 km, denn die Strecke war am Ende nur 116 km und nicht wie vorgegeben 120 km. Schnell fand sich wieder jemand in meinem Windschatten ein, der sich aber immerhin kurz darauf dafür bedankte und selbst ein wenig Führungsarbeit verrichtete. Zu diesem Zeitpunkt hab ich dann auch zum ersten Mal im Rennen eine Sehenswürdigkeit von Berlin bewundern können, nämlich den Berliner Fernsehturm. Ansonsten war das Tempo so schnell, dass ich weder von Berlin noch von den Ortschaften in Brandenburg etwas mitbekam. Zum Schluss fuhren wir noch am Hauptbahnhof vorbei und danach zur „Goldelse“ wo wir auf die Zielgerade einbogen. Kurz nach dem Zieleinlauf traf ich dann Bernd und Ete wieder und wir machten und gemeinsam auf den Weg zu unserem Canyon-Teambus.

Alles in allem war es eine sehr gelungene und überaus gut organisierte Veranstaltung. Schöne Streckenführung, gutes Wetter, beste Absperrungen und extrem viele rennsportbegeisterte Mitfahrer.




Details zur Strecke

Und hier noch 2 Videos von Tobi4433 der den kompletten Velothon gefilmt hat.
Im ersten Video bin ich im Canyon Outfit in schwarz/orange etwa ab Minute 7 zusehen und im zweiten Video in der ersten Minute.









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